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Chiasma opticum: Aufbau, Funktion und Erkrankungen der Sehnervenkreuzung

Chiasma opticum: Aufbau, Funktion und Erkrankungen der Sehnervenkreuzung

Als Chiasma opticum bezeichnet man in der Anatomie den Punkt, an dem die Sehbahnen der Augen sich kreuzen. Daher heisst sie auch Sehnervenkreuzung. Es handelt sich dabei um einen wichtigen Punkt, der für die Funktion des Sehens wichtig ist. Wie der Aufbau der Sehbahnen ist, ihre Funktionsweise und was Erkrankungen dort verursachen können, erfährst du in dem nachfolgenden Artikel.

Was ist die Sehbahn?

Trifft Licht auf die Netzhaut, werden die Photorezeptoren stimuliert. Hierbei handelt es sich um Stäbchen und Zapfen, die es dir erlauben Licht, Schatten und Farben wahrzunehmen. Hier entsteht der Impuls, ohne die Verarbeitung durch das Gehirn, würde jedoch nichts weiter geschehen. Hier kommen die Sehbahnen ins Spiel. Sie sind die Verbindung zwischen Auge und Gehirn und leiten die Informationen dorthin weiter. Das Sehzentrum, auch Sehrinde genannt, befindet sich im Occipitallappen. Hierbei handelt es sich um einen hinteren Abschnitt des Grosshirns. Die Reizweiterleitung erfolgt über die Nervenfasern der Sehbahn und des Sehstrangs.

Was ist das Chiasma opticum?

Das Chiasma opticum findet sich ausschliesslich bei Wirbeltieren. An diesem Punkt kreuzen sich die Nervenfasern der Sehbahn, die vom linken Auge ausgeht, und die des rechten Auges und werden dann teilweise an die gegenüberliegende Gehirnhälfte weitergeleitet. Durch diese Kreuzung verarbeitet die rechte Gehirnhälfte also zum Teil die Reize und Informationen des linken Auges und umgekehrt. Die Sehnervenkreuzung kennzeichnet ausserdem den Übergang zwischen Sehnerv und Sehstrang.

Wie ist der Aufbau des Chiasma opticum?

Während zum Beispiel bei Amphibien die Kreuzung der Sehbahnen vollständig ist, beträgt sie bei Menschen und Primaten nur etwa 50 Prozent. Das heisst, nur rund die Hälfte der Nervenfasern verlaufen beim Menschen überkreuz, während der Rest auf direktem Weg zur jeweiligen Gehirnhälfte verläuft. Die Hirnforschung erklärt diese Abweichung durch die unterschiedliche Augenstellung. Beim Menschen liegen die Augen näher zusammen, wodurch eine Überlappung der Gesichtsfelder begünstigt wird. Diese Annahme wird durch die Tatsache bestätigt, dass nur die Nervenfasern auf der zur Nase hingewandten Netzhaut sich kreuzen. Die zu den Schläfen hingerichteten Nervenfasern kreuzen sich hingegen nicht. Das Chiasma opticum befindet sich in der vorderen Schädelgrube am Keilbein. Darunter liegt der der Sella turcica oder auch Türkensattel, eine knöcherne Struktur an der Schädelbasis. In dieser Vertiefung sitzt die Hirnanhangsdrüse oder auch Hypophyse. Die Hypophyse ist mit dem Thalamus verbunden. Diese Region des Gehirns ist unter anderem für die Steuerung des Hormonhaushalts im Körper verantwortlich.

Welche Funktion hat die Sehnervenkreuzung am Auge?

Das Chiasma opticum erfüllt eine wichtige Funktion für das Sehvermögen des Menschen. Ohne sie wären das Gesichtsfeld und die räumliche Wahrnehmung stark beeinträchtigt. Da rund die Hälfte der Nervenfasern zur gegenüberliegenden Hirnhälfte verlaufen, erlaubt es deinem Gehirn auf einer Seite beide Bereiche des Gesichtsfeldes abzubilden. Nur so ist das binokulare Sehen, also das Sehen mit beiden Augen gemeinsam, möglich.

Welche Erkrankungen können am Chiasma opticum auftreten?

Verschiedene Erkrankungen können zu einer Beeinträchtigung der Sehnervenkreuzung führen. In diesem Fällen sprechen Ärzte vom Chiasmasyndrom. Dabei werden die Nervenfasern der Sehbahn durch Druck abgeklemmt und in ihrer Funktion beeinträchtigt. Bei dieser Krankheit können sich häufig drei verschiedene charakteristische Sehstörungen abzeichnen.

Was sind typische Symptome?

Klassische Symptome des Chiasmasyndroms sind:

  • Halbseitige oder auch bitemporale Gesichtsfeldausfälle (Hemianopsie): Betroffene erleben eine Beeinträchtigung ihres Gesichtsfeld und können Objekte im seitlichen Blickfeld nicht mehr wahrnehmen. Sie haben das Gefühl, Scheuklappen zu tragen. Aus diesem Grund bezeichnet man diese Krankheit auch als Scheuklappensyndrom.
  • Die Sehschärfe nimmt ab: Dies kann entweder einseitig oder auch beidseitig erfolgen.
  • Optikusatrophie: Hierbei handelt es sich um einen Abbau von Nervenzellen der Sehbahnen. Sie hat ebenfalls eine Beeinträchtigung des Gesichtsfelds zur Folge. Doch hier sind nicht die Ränder des Blickfelds betroffen, sondern vielmehr punktuelle, teilweise auch sehr zentrale Bereiche.

Neben den drei charakteristischen Merkmalen treten weitere Symptome wie das Sehen von Doppelbildern, starke Kopfschmerzen und möglicherweise auch Störungen des Hormonhaushalts auf.

Was sind die häufigsten Ursachen für eine Schädigung der Nervenfasern?

Für das Chiasmasyndrom kann es sehr unterschiedliche Ursachen geben. In den meisten Fällen entsteht die Schädigung der Nervenfasern jedoch durch Raumforderungen, die auf das Chiasma opticum drücken.

  • Das können zum Beispiel Tumore der Hypophyse sein.
  • Treten als Symptome Störungen des Hormonhaushaltes auf, ist das ein mögliches Anzeichen für einen Hypophysentumor.
  • In seltenen Fällen entstehen die Symptome auch durch Tumore der Hirnhäute (Meningeome) sowie gutartige Wucherungen (Gliome) an den Sehnerven selbst.
  • Darüber hinaus kann auch ein Aneurysma eine Schädigung der Sehnervenkreuzung verursachen. Bei einem Aneurysma handelt es sich um die Weitung eines Blutgefässes. Häufig ist ein Aneurysma der Halsschlagader verantwortlich für die Erkrankung.

Neben diesen Erkrankungen kann eine Schädigung der Sehnervenkreuzung auch durch äussere Einflüsse verursacht werden. So können zum Beispiel nach einem schweren Unfall mit Schädel-Hirn-Trauma oder Hirnblutungen ebenfalls zu Schädigungen der Hypophyse und des Chiasma opticum führen. Verletzungen können auch zu einer vollständigen Durchtrennung der Sehnervenbahn führen.

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